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Vorschlag der EU-Kommission zur Bodengesundheit ist ungenügend

Bodengesundheit

MdEP Manuela Ripa: „Der Vorschlag muss dringend nachgebessert werden!“

Brüssel. Die Daten zur Bodengesundheit sind eindeutig und alarmierend zugleich, so Manuela Ripa, Europaabgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP): “70 Prozent der Böden in der EU befinden sich in einem schlechten Zustand. Hauptverantwortlich für eine Verschlechterung sind vor allem eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen mit hohem Einsatz von synthetischem Dünger und Pestiziden sowie die Bodenversieglung, Verschmutzung und Übernutzung der Böden in Verbindung mit den Auswirkungen des Klimawandels und extremer Wetterereignisse. Gerade das Problem des Flächenfraßes ist vielen nicht bewusst. Jährlich wird mehr als 400 km2 Land in der EU in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Das entspricht einer Fläche, die größer ist als die gesamte Staatsfläche des EU-Mitglieds Malta!“

Die Europaabgeordnete begrüßt, dass die Europäische Kommission endlich ein Gesetz zur Bodengesundheit vorgelegt hat. Doch die von der Kommission vorgestellte Richtlinie ist in den Augen von Manuela Ripa absolut ungenügend. „Der Vorschlag der Kommission ist leider wachsweich und wird in keinster Weise der Dramatik des Themas gerecht. So werden zwar Grenzwerte angegeben, ab deren Einhaltung ein Boden als gesund angehsehen werden kann. Aber es gibt keine Pflicht für die Mitgliedstaaten, diese Grenzwerte auch einzuhalten. Ohne rechtsverbindliche Ziele und verbindliche Pläne wird man nicht die erforderliche Bodengesundheit erreichen. Es sieht ganz danach aus, dass die Kommission insbesondere vor der sehr umtriebigen Lobby der industriellen Landwirtschaft unter Unterstützung der EVP und Teilen der Liberalen eingeknickt ist.“

Die ÖDP-Politikerin beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Bodengesundheit. Im Jahr 2021 war sie Schattenberichterstatterin der Fraktion Grüne/EFA für eine Resolution des Europäischen Parlaments zum Bodenschutz. Manuela Ripa erinnert in diesem Zusammenhang auch an den massiven Verlust der Biodiversität, der ebenfalls eng mit der abnehmenden Bodenqualität zusammenhänge. Gesunde Böden spielten zudem eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels sowie für die Wasserqualität inklusive des Hochwasserschutzes. Deshalb sei auch die zunehmende Versieglung von Acker- und Forstflächen für Industrieansiedlungen ein großes Problem, etwa für die Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide oder für die geplante Batteriefabrik im saarländischen Überherrn. Die Europaabgeordnete plädiert stattdessen dafür, für solche Ansiedlungen zwingend auf Industriebrachflächen auszuweichen.

Leider haben im Vorfeld sowohl die konservative EVP-Fraktion als auch Teile der liberalen RENEW gegen strengere Regeln und damit für eine verwässerte EU-Richtlinie plädiert. Die ÖDP-Politikerin kritisiert insbesondere die EVP-Fraktion, die es sich neuerdings zum Ziel gesetzt hat, den „European Green Deal“ zu torpedieren. „Der EVP-Fraktionschef Manfred Weber von der CSU argumentiert mit Halbwahrheiten und Mythen, wie mit den angeblich negativen Folgen für die Lebensmittelproduktion, falls verbindliche Ziele für die Bodengesundheit festgeschrieben würden. Diese Haltung ist so peinlich wie destruktiv, denn gesunde Böden sind im Gegenteil eine Voraussetzung für eine nachhaltige und dauerhafte Produktion von gesunden Lebensmitteln. Nach dem Feldzug der EVP gegen das Renaturierungsgesetz erleben wir nun eine erneute Anbiederung der EVP an die Agrarlobby sowie an extrem rechte Parteien. Weber stellt die gesamte EU- Klima und Naturschutzpolitik in Frage, um verunsicherte Wähler zu erreichen. Es gilt diesen Irrweg zu beenden und zukunftsgerichtete Politik zu machen“, so Manuela Ripa.

Die Europaabgeordnete kündigt an, den Vorschlag der Kommission gemeinsam mit ihrer Fraktion im Parlament nachzuschärfen.

Autofahren im Urlaub kann teuer werden!

Urlaub
Wer die wichtigsten Verkehrsregeln im Urlaubsland kennt, kann teure Strafen vermeiden.

Weiden in der Oberpfalz. Der lang erwartete Urlaub steht endlich vor der Tür. Egal, ob Urlaub am Strand, in der Stadt oder in den Bergen: das dafür vorgesehene Urlaubsbudget ist durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten oft knapp kalkuliert. Umso ärgerlicher ist es, wenn man im Urlaubsland in ein kostspieliges Verkehrs-Fettnäpfchen tritt. ATU Experte Christopher Lang verrät, worauf Autofahrer in den beliebtesten Urlaubsländern unbedingt achten sollten.

Schweiz: Hohe Strafen bei geringer Tempoüberschreitung

„Auf Schweizer Straßen gilt innerorts Tempo 50, außerorts 80, auf Schnellstraßen 110 und auf Autobahnen 120 km/h“, weiß ATU Experte Lang. Weiter fügt er hinzu: „Bereits kleine Überschreitungen ziehen hohe Bußgelder nach sich, die direkt vor Ort zu bezahlen sind. Bei größeren Vergehen drohen sogar Haft und die Enteignung des Fahrzeugs.” Außerdem benötigt jeder PKW und Anhänger bis 3,5 Tonnen in der Schweiz eine Vignette auf Autobahnen. Diese kostet umgerechnet 42 Euro und ist für das ganze Jahr gültig. Fährt man ohne, werden rund 200 Euro Strafe und ein Vignettenkauf fällig. Außerdem gilt in der Schweiz die ganzjährige Lichtpflicht mit Abblendlicht, sowohl abends als auch tagsüber. Auch beim Parken ist Vorsicht geboten: Parkplätze in einer blauen Zone sind mit blauer Parkscheibe von Montag bis Samstag von 8-18 Uhr jeweils für eine Stunde kostenlos. Wer beim Falschparken erwischt wird, zahlt ab 35 Euro aufwärts.

Österreich: „Pickerl“ und „Blaulichtsteuer“

Ähnlich verhält es sich im Nachbarland Österreich: Das Parken in einer Kurzparkzone ist in Österreich meist nur mit einem Parkschein möglich. Diese können in Tabakläden, Vorverkaufsstellen, Fahrscheinautomaten und Bahnhöfen erworben werden. Außerdem sind Kurzparkzonen durch Beschilderung entsprechend gekennzeichnet. Ein Verstoß liegt bei 36 Euro. Genauso viel kostet auch die sogenannte „Blaulichtsteuer“, also wenn die Polizei zu einem Verkehrsunfall mit Sachschaden kommt, bei dem der Datenaustausch unter den Beteiligten möglich gewesen wäre. Auch das Nichtbeachten der Vignettenpflicht zieht ein Bußgeld nach sich. Wird man ohne „Pickerl“ erwischt, ist eine Ersatzmaut in Höhe von 120 Euro fällig.

Spanien: zwei Warndreiecke und Rabatt bei zügiger Bußgeldzahlung

Im Süden hingegen sind die Parkvergehen deutlich teurer. So kostet laut ATU Fachmann ein Parkverstoß in Spanien bis zu 200 Euro Strafe. Daher ist die Orientierung an den farbigen Straßenmarkierungen sinnvoll: kostenfreie Parkplätze sind weiß gekennzeichnet, Parkverbote gelb und zeitlich begrenzte oder gebührenpflichtige Parkzonen blau. In Spanien zugelassene Autos, wie auch Mietwagen, müssen immer zwei Warndreiecke an Bord haben. Fehlen diese bei einer Kontrolle, kostet das ab 200 Euro aufwärts. Eine schnelle Bezahlung des Bußgeldes empfiehlt sich: Begleicht man die Rechnung innerhalb von 20 Tagen, erhält man 50 Prozent Rabatt. In Spanien ist das Befahren der Autobahn ebenfalls kostenpflichtig. Die Kosten berechnen sich nach der gefahrenen Strecke und sind an Mautstellen zu entrichten.

Kroatien: Achtung bei Unfällen mit Karosserieschäden

In Kroatien muss jeder Unfall bei der Polizei gemeldet werden. Sind am eigenen Fahrzeug Karosserieschäden entstanden, darf das eigene Fahrzeug das Land nur mit einer polizeilichen Schadensfeststellung wieder verlassen werden. „Besondere Vorsicht gilt vor allem bei Schulbussen. Diese dürfen nicht überholt werden, wenn sie zum Ein- oder Ausstieg halten“, betont Experte Lang. Übrigens: Auch in Kroatien sind die Autobahnen für alle Kraftfahrzeuge gebührenpflichtig, wobei sich die Maut nach der gefahrenen Strecke richtet.

Italien: Lichtpflicht und Rabatt bei zügiger Bußgeldzahlung

Wer mit einem Fahrradheckträger nach Italien fährt, muss diesen mit einer Warntafel versehen. Andernfalls drohen mindestens 80 Euro Strafe. Parkplatzsuchende orientieren sich am besten an den farblichen Markierungen: schwarz-gelbe Bordsteinmarkierungen kennzeichnen absolutes Parkverbot, blaue Linien stehen für gebührenpflichtige Parkplätze. Gelbe Linien sind für Taxis, Busse und Anlieger reserviert, weiße Linien weisen auf kostenlose Parkplätze hin. Wer beim Falschparken erwischt wird, muss mit einer Strafe von mindestens 40 Euro rechnen. Auf Autobahnen und außerorts müssen Fahrerinnen und Fahrer tagsüber ganzjährig mit Abblendlicht oder Tagfahrleuchten fahren – wer ohne unterwegs ist, wird mit 40 Euro aufwärts zur Kasse gebeten.

Foto: ATU

Durchsuchungen bei italienischen Mafia-Mitgliedern in Kassel, Duisburg und Höxter

italienische Mafia

Bielefeld – Duisburg – Höxter – Kassel, (mk). Ermittler haben am Donnerstagmittag, 29.06.2023, damit begonnen, zeitgleich Objekte in drei Städten zu durchsuchen, die von Personen genutzt wurden, die in Kontakt mit der organisierten italienischen Kriminalität stehen sollen.

Die Staatsanwaltschaft Paderborn leitet das Ermittlungsverfahren wegen Drogenhandels, das sich gegen mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafia richtet. Nach einer Sicherstellung einer größeren Drogenmenge in Höxter, deckten Bielefelder Beamte mit Unterstützung von Ermittlern des Landeskriminalamts NRW Bezüge zur italienischen `Ndrangheta auf.

Ziel der Durchsuchungen ist die Sicherstellung von Betäubungsmitteln und die Festnahme von tatverdächtigen Personen, gegen die im Vorfeld Haftbefehle erwirkt wurden. An dem Einsatz sind neben zahlreichen Ermittlungsbeamten aus Hessen und Nordrhein-Westfalen auch Beamte einer hessischen Spezialeinheit und einer hessischen Bereitschaftspolizei Hundertschaft beteiligt. Seit 12:00 Uhr werden erwirkte Durchsuchungsbeschlüsse umgesetzt, bei denen auch italienische Gastronomiebetriebe im Fokus der heutigen Maßnahmen stehen.

Der Bielefelder Einsatzleiter erklärt: „Hinweise für einen Bezug zur organisierten Kriminalität hatten Kripobeamte der Kreispolizeibehörde Höxter bereits im Januar 2023, als bei einem Routineeinsatz in Höxter 145 Kilogramm Marihuana in einer Wohnung entdeckt wurden. Aufgrund des Verdachts informierten uns die Kollegen zu dem Auffinden der großen Drogenmenge, woraufhin die Ermittlungen beim Polizeipräsidium Bielefeld im Kommissariat zur Bekämpfung organisierter Kriminalität fortgesetzt wurden. In enger Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt konnten wir schließlich Kontakte zur organisierten Kriminalität in Italien nachweisen. Im Anschluss mündete die intensive Ermittlungsarbeit gemeinsam mit den beteiligten Polizeibehörden in Kassel, Duisburg und Höxter in die Vorbereitung des heutigen Einsatzes.“

Dürre im Garten: Im Sommer mit Humus wässern

Dürre
Bei hohen Temperaturen und trockener Luft sind die Wasserspeicher der meisten Böden schnell erschöpft. Die gezielte Kompostgabe eine gute Möglichkeit, die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu verbessern.

Humus ist in der Lage, ein Vielfaches seines Eigengewichtes in Form von pflanzenverfügbarem Wasser zu speichern. Pflanzen in humusreichen Gärten widerstehen dem Trockenstress daher besser und müssen in der heißen Jahreszeit weniger oft gegossen werden. Für Hobbygärtner ist die gezielte Kompostgabe eine gute Möglichkeit, die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu verbessern.

Aachen. 35° Grad im Schatten. Bei hohen Temperaturen und trockener Luft sind nicht nur die Wasserspeicher von Mensch und Tier schnell erschöpft. Genauso ergeht es den meisten Böden. Sandige Böden trocknen am schnellsten aus. Tonböden werden steinhart und bilden oft Risse. Den Pflanzen ist dann anzusehen, dass ihnen das Lebenselixier Wasser fehlt. Sie stellen das Wachstum ein, die Blätter wirken kraftlos. Bei langen Trockenperioden tritt Dürre und zuletzt der Pflanzentot ein.

Aber warum leiden die Pflanzen im Nachbarsgarten nicht im gleichen Umfang? Die Antwort ist schnell gefunden: Der Nachbar hat über die Jahre den Humus des Gartenbodens gehütet und kontinuierlich aufgebaut. Sein Boden hat ein Humusgehalt von fünf Prozent. Auf eine Spatentiefe betrachtet enthält ein 50 m² großer Garten somit ein zusätzliches Wasserspeichervermögen von rund 5.000 Liter. Dieser natürliche Speicher wird bei jedem Regenguss erneut aufgefüllt.

Über das Jahr hinweg kann der Hobbygärtner nur über Humus also auch in kleinen Gärten mehrere tausend Liter Gießwasser einsparen. Das schont den Geldbeutel, den Rücken und nicht zuletzt die lebenswichtige und knappe Ressource Wasser.

Für den Hobbygärtner gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Humusgehalt seines Gartens zu hüten und zu pflegen. Was viele jedoch nicht wissen: Ein ständiges Hacken und Umgraben trägt sogar zum Abbau von Humus bei und ist somit eher kontraproduktiv. Wenn möglich, sollte daher auf das Durchwühlen des Bodens verzichtet werden.

Stattdessen benötigen die zahlreichen Regenwürmer und Mikroorganismen in einem gesunden Boden Futter in Form von organischen Materialien wie z. B. Laub. Abgestorbene Pflanzenreste sollten daher auf dem Boden verbleiben. Sie tragen zum Humusaufbau bei. Stark ausgelaugte Böden können mit Kompost aufgepäppelt werden. Kompost ist eine bereits zersetzte organische Substanz und enthält viel Humus. So trägt eine Gabe von 10 Liter Kompost dazu bei, dass das Wasserspeichervermögen des Bodens über viele Jahre hinweg im Mittel um 6 bis 8 Liter Wasser erhöht wird. Und das nicht nur einmal pro Jahr, sondern mehrmals zwischen den einzelnen Regenereignissen und Trockenperioden. Von daher ist es sinnvoller, einmal einen Eimer voll Kompost zu düngen, anstatt über viele Jahre ein Mehrfaches an Gießwasser zu vergeuden.

Humus ist jedoch nicht nur ein hervorragender Wasserspeicher. Auch Pflanzennährstoffe, die sandige Böden mit geringem Tonanteil schlecht binden können, sowie große Mengen CO2 kann das schwarze Gold im Boden speichern. Humus fungiert somit auch als Kohlenstoffsenke und schützt unser Klima. Weitere Vorteile wie die Schaffung einer stabilen und gut durchlüfteten Bodenstruktur mit optimalem pH-Wert sowie seine Funktion als Nahrungsquelle für Mikroorganismen und Bodentiere machen ihn zum echten Allrounder im heimischen Garten.

Stimmtraining für Beruf und Alltag

Beruf

Soest. Wie kann ich meine Stimme gezielt und wirkungsvoll in Beruf und Alltag einsetzen? Inwieweit kann ich meine Körpersprache und meine Stimme als Ausdrucksinstrument meiner Persönlichkeit wahrnehmen?

Wie kann ich durch den Einsatz meiner Stimme mein Selbstbewusstsein trainieren und weiterentwickeln? Was bedeutet es, authentisch und präsent „aus dem Herzen“ zu sprechen? Impulse für ein präsentes Sprechen (und Singen) in Beruf und Alltag – das bietet ein Kurs der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen vom 6. bis 8. Oktober an. In dieser Veranstaltung für Anfänger als auch für Fortgeschrittene werden Atem und Bewegung eingesetzt und mit Methoden der Theater- und Gesangspädagogik gearbeitet.

Verbale und nonverbale Kommunikation und Körpersprache werden in den Blick genommen und die eigene Stimme erkundet. In entspannter Atmosphäre können die Teilnehmenden mit ihrer Stimme experimentieren und so vielleicht ganz neue Töne entdecken. Ihre persönlichen Erfahrungen aus Beruf und Alltag fließen dabei immer in den Unterricht mit ein. Karin Badar und Antje Röckemann sind die kompetenten Referentinnen in der Veranstaltung in der Tagungsstätte Soest, die eine Kooperation mit dem Referat für gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid ist. Die Kosten beginnen ab 420 € mit Unterkunft und Verpflegung.

Information und Anmeldung bei: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Postfach 13 61, 59473 Soest, Telefon: 02921 371-230, e-Mail: pittke@frauenhilfe-westfalen.de, www.frauenhilfe-bildung.de

NRW „behauptet“ Spitzenrang bei Gewerbesteuern

Düsseldorf. Nach Angaben von „Information und Technik Nordrhein-Westfalen“ zahlten die Unternehmen in den NRW-Kommunen auch im vergangenen Jahr im Bundesvergleich wieder die höchsten Gewerbesteuern. Nichts deute darauf hin, dass sich an diesem Zustand in naher Zukunft etwas ändern werde, so NRW-Landesgeschäftsführer Politik, Herbert Schulte, vom Mittelstandsverband BVMW, der mit Blick auf die erhebliche Konjunkturschwäche Nordrhein- Westfalens dauerhafte Entlastungen für die Kommunen fordert:

„Nordrhein-Westfalen behauptet zum Leidwesen der mittelständischen Wirtschaft auch in diesem Jahr seinen bundesweiten Spitzenplatz bei den Gewerbesteuern. Die fiskalische Falle, in der sich vier von fünf NRW-Städten mit defizitären Haushalten befinden, würgt notwendige Investitionen in die Entwicklung lokaler Infrastruktur und Gewerberäume ab, was die Konjunktur von Wachstumsschlusslicht NRW zusätzlich belastet. Wir sehen uns seit mehreren Quartalen mit einer sich vertiefenden Rezession konfrontiert und erwarten von der Politik, die kommunale Ebene bei gleichzeitiger Konsolidierung der Bundes- und Landeshaushalte zu entlasten.

Hütchenspielertricks zum Umtopfen der wachsenden öffentlichen Schuldenberge zwischen den unterschiedlichen Gebietskörperschaften genügen allerdings nicht, der Staat muss grundsätzlich besser wirtschaften und sich gesundschrumpfen. Wir befinden uns am Ende eines Kreditzyklus, die Wirtschaft steckt tief in der Rezession, die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt spürbar und der Staat wird in der Folge seinen Gürtel enger schnallen müssen. Das darf aber nicht auf Kosten der Kommunen geschehen.

Wir sind auf handlungsfähige öffentliche Partner vor Ort angewiesen, um den Karren wieder flott zu machen. Das Prinzip „Wer bestellt, bezahlt“ muss wieder gelten, was vor allem angesichts der Unterbringungskosten der gegenwärtigen Flüchtlingswelle den Bund in die Pflicht nimmt.“

Melo/Peers sind die Doppelsieger der 30. TERRA WORTMANN OPEN

TERRA WORTMANN OPEN
Marcelo Melo (2.v.r.) und John Peers (rechts) triumphierten im Doppelwettbewerb der 30. TERRA WORTMANN OPEN und besiegen die italienische Kombination Andrea Vavassori (links) und Simone Bolelli im Match Tie-Break.

Brasilianisch-australische Kombination bezwingt italienisches Duo Bolelli/Vavassori

HalleWestfalen. Das brasilianisch-australische Duo Marcelo Melo/John Peers hat den Doppelwettbewerb der 30. TERRA WORTMANN OPEN gewonnen: In einem umkämpften Finale holten sich die beiden erfahrenen Profis ihren ersten gemeinsamen Titel durch ein 7:6 (7:3), 3:6, 10:4 gegen Simone Bolelli/Andrea Vavassori aus Italien. Für Melo war es bereits der dritte Titel beim ATP 500er-Rasenklassiker in HalleWestfalen: 2017 und 2018 hatte er jeweils an der Seite des Polen Lukasz Kubot den Siegerpokal geholt.

„Halle ist ein wirklich gutes Pflaster für mich“, sagte der 39-jährige Tourveteran Melo bei der Siegerehrung, die Sven Wortmann von Titelsponsor Wortmann AG und der Präsident des Deutschen Tennis Bund, Dietloff von Arnim, vornahmen. Auch für Peers war es ein erinnerungswürdiger Moment: Der 34-jährige „Aussie“ gewann nämlich nun schon im elften Jahr hintereinander mindestens einen Doppeltitel auf der ATP-Tour.

Für Melo und Peers war es erst das siebte Turnier Seite an Seite. Die beiden Profis, die seit vielen zur Weltklasse in ihrer Disziplin gehören, erwiesen sich bei den TERRA WORTMANN OPEN als Männer für die gewissen Momente, für die Big Points. Die beiden ersten Turnierrunden gewannen sie jeweils bei 1:1-Satzgleichstand im Match-Tiebreak, im Halbfinale siegten sie gegen Oscar Otte und Jan-Lennard Struff durch zwei Tiebreaks. Und im Finale gewannen sie den Tiebreak des ersten Satzes und dann den alles entscheidenden Match-Tiebreak zum Pokalglück.

Foto: TERRA WORTMANN OPEN /Mathias Schulz

Bekämpfung von Geldautomatensprengungen: SoKo legt Zwischenbilanz vor

Geldautomatensprengung

Minister Reul: Wir werden besser, aber die Sprenger gefährden weiter Leib und Leben unbeteiligter Menschen.

Die Sonderkommission zur Bekämpfung und Ermittlung von Geldautomatensprengungen im nordrhein-westfälischen Innenministerium (SoKo BE-GAS) ist seit April 2022 im Einsatz. Seitdem ist viel passiert: Bis heute wurden 35 – vorwiegend niederländische – Tatverdächtige festgenommen, die Fahndung intensiviert, Ermittlungen in den Großbehörden zentralisiert, Sprengtests an Geldautomaten durchgeführt und die behörden-, landes- und grenzübergreifende Zusammenarbeit ausgebaut. Nicht zuletzt hat die Polizei im Dezember 2022 eine individuelle Gefährdungsbewertung für die über 10.000 Automaten in Nordrhein-Westfalen erstellt.

Innenminister Herbert Reul bilanziert: „Wir werden besser, aber die Sprenger gefährden mit ihren Taten weiter akut Leib und Leben unbeteiligter Menschen. Noch immer fliegen zu viele Automaten in die Luft und reißen nicht selten Gebäudeteile mit. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es 83. Das ist ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – immerhin. Die Zahl zeigt aber auch: Ein Allheilmittel gegen diese moderne Form des Bankraubs wird es – wie bei anderen Kriminalitätsphänomenen auch – nicht geben. Es braucht viele verschiedene Maßnahmen, die ganzheitlich ineinandergreifen. Und es hilft zu verstehen, wie diese Sprengerbanden vorgehen. Die Agenda von BEGAS bleibt: Den Sprengern das Geschäft zu vermiesen.“

Leiterin von BEGAS ist Kriminaldirektorin Christa Lübbers. Sie ist seit fast 30 Jahren bei der Polizei und weiß, dass viel Durchhaltevermögen gefragt ist, um das Phänomen „Geldautomatensprengungen“ in den Griff zu bekommen: „Es geht darum, die Tatorte zu verstehen und die Spuren richtig zu lesen. Genauso müssen wir überlegen, wie wir gemeinsam mit den Kreditinstituten das Bargeld schützen und die Automaten so gesichert werden, dass die Täter erfolglos bleiben und es beim nächsten Mal gleich lassen.“

Meist kommen bei den Taten mehrere Ladungen Sprengstoff zum Einsatz. Dabei werden oft nicht nur die Automaten selbst, sondern umliegende Wohnhäuser und Ladenlokale mitbeschädigt. Bei Sachschäden bleibt es nicht immer. In den vergangenen zwei Jahren registrierte die Polizei in Nordrhein-Westfalen sechs leicht verletzte unbeteiligte Personen, die durch einen Schock zu Schaden gekommen sind.

Zusammen mit der niedersächsischen Polizei – die in ähnlicher Weise mit Geldautomatensprengungen zu kämpfen hat wie Nordrhein-Westfalen –, den Sicherheitsbeauftragten aus den Sparkassenverbänden in Nordrhein-Westfalen, der Targobank sowie der Bundesbank und der VdS Schadenverhütung wurden im April 2023 Testsprengungen an mehreren Automaten durchgeführt. Dabei ging es auch darum, passive Einfärbesysteme zu prüfen, die das Bargeld bei einer Sprengung unbrauchbar machen und als Raubgut kennzeichnen. In Nordrhein-Westfalen können sich Kreditinstitute fachlichen Rat der kriminalpräventiven Beratungsstellen der Kreispolizeibehörden einholen und mit ihnen gemeinsam überlegen, welche Sicherungsmaßnahmen für ihre Automaten sinnvoll sind. So hat sich die Zahl der verbauten Einfärbesysteme in den zurückliegenden 12 Monaten von zunächst fünf Prozent auf inzwischen 20 Prozent erhöht – Tendenz steigend.

Innenminister Reul freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Finanzwirtschaft an dieser Stelle: „Ich bin froh, dass viele Banken ihre Automaten aufrüsten. Die Sonderkommission BEGAS, das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und die Kreispolizeibehörden stehen hierbei beratend zur Seite. Denn eines ist klar: Unsere Geldautomaten und das Geld darin sind kein Freiwild. Wir müssen schauen, was möglich ist, um Automaten robuster zu machen. Wir alle wollen und werden es den Tätern mit jedem Tag schwerer machen, Geldautomaten zu sprengen. Denn sichere Automaten bedeuten auch mehr Sicherheit für unbeteiligte Dritte.“

Seit Juni 2023 ist die Zuständigkeit bei den Ermittlungen auf die sechs Großbehörden der Polizei in Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Münster und Bielefeld gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen konzentriert. Durch die Bündelung von Kompetenzen und Spezialwissen wird eine Ermittlungsführung auf hohem Niveau in diesen komplexen Ermittlungsverfahren ermöglicht. Vor diesem Schritt war seit Mai 2022 die Spurensicherung bereits den 16 Kreispolizeibehörden mit Kriminaltechnischer Untersuchungsstelle (KTU) zugewiesen worden. „So geht sicher keine Spur verloren. Die Einbindung der KTU ist zum Standard geworden. Sie gewährleistet eine qualifizierte Spurensicherung an jedem Tatort. Dafür nimmt Sie den Tatort mit einem dreidimensionalen Laserscanner oder einer Drohne auf“, so Minister Reul.

Unter enger Begleitung der SoKo BEGAS wurde durch das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen eine landesweite Risikobewertung, eine Art „Risiko-Karte“, nahezu aller Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen erstellt. Hieran können die Banken und andere Automatenbetreiber sehen, inwieweit ihre Geldautomaten gefährdet sind. Basierend darauf können weitere individuelle Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden. Faktoren wie zum Beispiel die Entfernung zur Landesgrenze oder zur Autobahn wurden in die Risikobewertung einbezogen.

BEGAS ist eine fünfköpfige Sonderkommission im nordrhein-westfälischen Innenministerium, die sich mit dem ganzheitlichen Ansatz zur Bekämpfung des Deliktphänomens der Geldautomatensprengungen befasst. Es geht darum, gemeinsam mit den Polizeibehörden im Land, den Kreditinstituten, den Behörden der Länder und des Bundes sowie insbesondere den niederländischen Polizeibehörden die Ermittlungen zu verbessern und Maßnahmen zu ergreifen, um Sprengungen effektiver zu verhindern. Der Einsatz der SoKo BEGAS wurde zunächst bis zum 31. März 2024 verlängert.

Foto: IM NRW

Mit Kind und Kegel zur Gartenschau

Dampfer auf Weser
Landesgartenschau Höxter: Bus, Bimmelbahn oder sogar Dampfer: Das weitläufige Gelände lässt sich zu Fuß und mit verschiedenen Transportmitteln erkunden.

In den Ferien ist die Landesgartenschau in Höxter ein Ausflugsziel für Familien. Der Park hat für alle Generationen etwas zu bieten.
Wie wäre es in den Sommerferien mit einem Ausflug zur Landesgartenschau in Höxter? Der familienfreundliche Park an Wall, Weser und Welterbe lockt mit mehreren großen Spielplätzen. Viele einheimische Kinder sind deswegen längst Gartenschau-Stammgäste geworden. „Wir sind oft hier“, sagt Ella (9) aus Höxter, die mit Freundin Frieda an einem sonnigen Nachmittag zum Mittelalter-Spielplatz am Wall gekommen ist.

Die große Stadtmauer mit markanten Höxteraner Fachwerkgebäuden wie dem historischen Rathaus ist perfekt zum Drüberhangeln und – laufen. Besonders der Maibaum steht bei den beiden Mädchen hoch im Kurs – „eine besondere Wippe“.

Höxteraner Fachwerkgebäude
Am Wall tauchen Kinder in die Welt des Mittelalters ein. Diese Hängebrücke mit historischen Höxteraner Gebäuden lockt die kleinen Gartenschau-Gäste.

Aus dem Turm, der mit seiner Doppelspitze dem Corveyer Westwerk nachempfunden ist, geht es abwärts: „Die Rutsche ist cool, richtig schnell und richtig hoch“, meint Murat. Er und Kumpel Henri lieben das Memory-Spiel am mittelalterlichen Markplatz – mit Waren wie Käse, Fische und Schinken auf den drehbaren Kärtchen. Zwischendurch ein Eis schlecken ist auch nicht schlecht, meinen die Jungs und zeigen auf den Stand gleich nebenan.

Am Märchenspielplatz, der sich ebenfalls am Wall befindet, hat die siebenjährige Jette hat den Kletterwald am Rapunzelturm für sich auserkoren und bewegt sich geschickt gleich einem Äffchen von Baum zu Baum. Hier am Wall rings um die Zwergenhütte mit Wassermatschanlage fühlen sich Kleinkinder merklich wohl. Der Spielplatz ist oft bevölkert von jungen Eltern samt Nachwuchs. Auch die Murmelbahn am Weserufer ist ein Anziehungspunkt für alle: Groß und Klein lässt hier die Kugel rollen, auch für Rollstuhlfahrer ist dieses Spielareal gut geeignet.

Im Archäologiepark im Weserbogen gibt es einen weiteren, aufwendig gestalteten Spielplatz. Das erklärte Highlight ist der riesige Kletterturm, der früher mal ein Spänesilo war. Schon von weitem ist er sichtbar: „Da muss man sich beim Hochkriechen ganz schön anstrengen, ducken und bücken. Das ist nichts für ganz kleine Kinder. Aber einfach wäre ja auch langweilig“, lautet Ellas Urteil. Durch die gedrehte Röhrenrutsche saust sie aus sechs Metern Höhe in Windeseile wieder runter. Für kleinere Kinder gibt es einen Rutschausgang in niedrigerer Höhe. Große Kletterbäume und eine Holzfabrik bieten ebenfalls anspruchsvollen Bewegungsangebote, während die Holzfäller-Hütte ein Eldorado für die Kleinen ist.

Zwischendrin können Kind und Kegel die müden Füße in den naturnahen Teichen auf der Weserscholle kühlen. Das Hochplateau über dem Fluss mit Sandsteinstufen und – Klippen bietet sich auch für eine Picknick-Pause an.

Neben dem riesigen Lavendelfeld erstrecken sich bunte Blühwiesen bis an den Weserstrand, wo Kinder Flusskiesel übers Wasser hopsen lassen, die Eltern oder Großeltern lassen unterdessen im Liegestuhl die Seele baumeln. In den Gehegen der Landwirte grasen niedliche Fohlen und Kälbchen und entlang der Weser ist eine Schafherde unterwegs. Die Höxteraner Landesgartenschau ist eben ein Park für alle Generationen. Während die Großen die Blumenpracht bewundern, gibt es für den Nachwuchs viele Aktivitäten.

Sechs Wochen lang hat auch das bunte Klassenzimmer der Landesgartenschau ein Kinderferienprogramm aufgelegt: Kinder können hier das Schnitzen lernen, Taschen häkeln, alles über Honigbienen erfahren oder alte T-Shirts upcyclen.

buntes Klassenzimmer
Das Bunte Klassenzimmer NRW hat extra ein Programm für die Sommerferien aufgelegt, hier treffen Kinder auf echte Imker und Honigbienen.

Mit Archäologe Ralf Mahytka können die Kinder in der echten Live-Grabung einen Keller der versunkenen Stadt Corvey freilegen, der bei den Bauarbeiten zur LGS aufgetaucht war. Sie probieren Essen wie im Mittelalter oder basteln eine Notiztafel mit Bienenwachs. In anderen Kursen wird Glas bemalt oder Laubhütten gebaut.

Um Proviant und Sack und Pack zu transportieren, können an den Gartenschau-Eingängen Bollerwagen ausgeliehen werden. Für den Rückweg steht ein Busshuttle zur Verfügung, der Bus ist im Ticket inbegriffen und pendelt halbstündig zwischen Corvey und der Höxteraner Innenstadt und Bahnhof. Ein Ortungslink auf der Homepage zeigt an, wo sich der Bus gerade befindet.

Ein besonderes Erlebnis ist eine Dampferfahrt am blühenden Ufer entlang. Eine Gartenschau vom Wasser aus erleben, das ist eine Höxteraner Besonderheit. Wer lieber Zulande unterwegs ist, kann auch eine 40-minütige Rundfahrt mit der Bimmelbahn „Rasender Weserwurm“ machen. Im Gegensatz zum Bus sind Bimmelbahn und Dampfer kostenpflichtig.

Kinder zahlen nur zwei Euro Eintritt für den Gartenschaupark. Für Familien, die mehrfach kommen wollen, bietet sich die Kinderdauerkarte an (5 Euro). Alle Infos zum familienfreundlichen Gartenschaupark gibt es gesammelt unter auf der Homepage unter der Rubrik „Familienspass“.

Fotos: Landesgartenschau Höxter

Zverev schlägt Thiem im deutsch-österreichischen Freundschaftsduell

Alexander Zverev
Alexander Zverev setzte sich in seinem Rasen-Comeback gegen Dominic Thiem souverän in zwei Sätzen durch.

Sinner und Rublev siegen in jeweils drei Sätzen – Hanfmann gewinnt deutsches Duell

HalleWestfalen. Alexander Zverevs Rückkehr auf die Tennis-Grüns ist geglückt: Im ersten Rasenmatch seit dem Wimbledon-Achtelfinale 2021 gewann der Olympiasieger (ATP 22) am Dienstag die deutsch-österreichische Schlagerpartie gegen Dominic Thiem (ATP 89) bei den 30. TERRA WORTMANN Open souverän mit 6:3 und 6:4 und trifft nun im Achtelfinale auf den Kanadier Denis Shapovalov (ATP 27). „Ich bin froh, dass mir das Comeback auf Rasen gelungen ist. Ich musste mich sehr konzentrieren, um wieder das Gefühl für dieses besondere Spiel zu bekommen“, sagte der 26-jährige Hamburger, der in jungen Profijahren zwei Mal im Finale des ATP 500er-Rasenklassikers in HalleWestfalen gestanden hatte. Gegen Shapovalov führt Zverev im persönlichen Vergleich knapp mit 4:3, das bisher letzte Duell verlor der Deutsche 2022 bei den Australian Open in Melbourne.

Gegen Shapovalov führt Zverev im persönlichen Vergleich knapp mit 4:3, das bisher letzte Duell verlor der Deutsche 2022 bei den Australian Open in Melbourne. „Das wird eine sehr schwere Aufgabe. Rasen ist sein Lieblingsbelag, er hat ja auch schon einmal in Wimbledon im Halbfinale gestanden“, so Zverev. „Er schlägt unfassbar gut auf mit links. Viele lange Ballwechsel wird es sicher nicht geben.“

Gegen Thiem, den Freund und langen Weggefährten, zeigte sich Zverev in den entscheidenden Momenten, die gerade ein Match auf Rasen binnen Sekunden drehen und wenden können, absolut hellwach. Mit sieben Assen und 21 Gewinnschlägen diktierte er der 80-minütigen Partie allerdings weitgehend den Rhythmus auf. „Es ist eine sehr, sehr große Freude, wieder hier bei einem meiner Lieblingsturniere spielen zu können“, sagte Zverev hinterher. „Ich hoffe, dass ich noch lange dabei bleiben kann.“

Als erster deutscher Profi hatte sich zuvor der Karlsruher Yannick Hanfmann (ATP 53) durch einen 6:4, 3:6, 6:3-Erfolg über „Heimschläfer“ Louis Wessels (ATP 347) ins Achtelfinale vorgespielt. „Es war ein gutes Match, Louis hat mir absolut alles abverlangt“, sagte Hanfmann, der sich im Moment wie viele deutsche Profis im kräftigen Aufwind befindet. „Wir pushen uns gegenseitig nach vorne. Im Moment ist Feuer drin. Und wir wollen alle noch weiter richtig Gas geben“, sagte Hanfmann. „Der Weg ist definitiv noch nicht zu Ende gegangen.“

Im sogenannten Liveranking der ATP rückte Hanfmann aktuell erstmals in die Top 50 vor, auf Platz 47 – ein wiederholtes Allzeithoch für den sympathischen Badener in der Saison 2023. Gegner Louis Wessels, der sich erstmals aus eigener Kraft für ein ATP-Hauptfeld qualifiziert hatte, haderte im Nachhinein mit dem Spielglück besonders im dritten Satz. „Ich dachte eigentlich, dass ich das Momentum auf meiner Seite hatte. Dann hat ein einziges Spiel aber alles umgedreht“, sagte der gebürtige Bielefelder.

Hanfmann trifft nun in der Runde der letzten 16 auf den Weltranglisten-Siebten Andrey Rublev, der sich mit 6:4, 6:7 (5:7) und 6:2 gegen den chinesischen Topmann Yibing Wu (ATP 59) durchgesetzt hatte. Bei seinem spektakulären Masters-Auftritt in Rom im Frühling hatte Hanfmann im Achtelfinale gegen Rublev gewonnen, ehe er im Viertelfinale an Daniil Medvedev scheiterte.

Der an Nummer vier gesetzte Südtiroler Jannik Sinner (ATP 9) spielte sich mit einem harterkämpften 6:3, 5:7, 6:2-Erfolg gegen den wiedererstarkten französischen Veteranen Richard Gasquet (ATP 49) ebenfalls ins Achtelfinale. Dort trifft er auf Lorenzo Sonego (Italien/ATP 39), der Lucky Loser Aslan Karatsev 6:2, 3:6, 6:2 ausschaltete.

Die Preise und weitere Informationen sind im Internetportal der TERRA WORTMANN OPEN nachzulesen. Der Erwerb von Eintrittskarten ist sowohl unter der Tickethotline (05201) 81 80 als auch im Internet unter www.terrawortmann-open.de und bei allen eventim-Vorverkaufsstellen möglich. Sie sind zudem als Print@Home- oder Mobile-Ticket buchbar. Das TICKET CENTER ist via Email unter karten@owl-arena.de zu erreichen und hat die Anschrift: Gausekampweg 2 in 33790 HalleWestfalen.

Foto: TERRA WORTMANN OPEN/Mathias Schulz

Begeisterte Fans beim Spektakel der Legenden

Tennis Haas Bahrami
Illustre Herren-Runde: Turnierdirektor Ralf Weber in der Mitte von (v.l.n.r.) Tommy Haas und Mansour Bahrami, die im Herren-Doppel der Paarung Goran Ivanisevic und Andrei Medvedev unterlagen.

Ivanisevic/Medvedev gewinnen die Champions Trophy gegen Bahrami/Haas – Kohlschreiber/Neumann siegen gegen Leconte/Petkovic

HalleWestfalen. Dass Tennis mehr als der Kampf um den Sieg sein kann, wenn man die richtige Kombination auf den Rasen bringt – das haben Mansour Bahrami und Tommy Haas sowie Goran Ivanisevic und Andrei Medvedev in der OWL ARENA bewiesen. Mehr Unterhaltung in einem Doppel geht nicht. Wobei es streng genommen nur eine Stunde ein Doppel war, denn dann wurde es – ja, zu was eigentlich? Plötzlich standen Bahrami/Haas drei Gegnern gegenüber. „Aus Altersgründen“, wie es hieß, wechselten Ivanisevic/Medvedev den früheren Kollegen Younes El Aynaoui ein.

Tennis Mixed
Strahlende Gesichter beim Centre Court-Auftakt des Haller
Jubiläumsturniers (v.l.n.r.): Henri Leconte, Andrea Petkovic, Ralf Weber, Anastazja Neumann
und Philipp Kohlschreiber.

Doch was heißt hier Altersgründe. Mansour Bahrami, der unbestritten beste Tennisclown der Welt, zählt mittlerweile 67 Jahre! Na und?! Das hindert ihn nicht daran, mit unfassbaren 187 Kilometern pro Stunde aufzuschlagen. Und selbst jene Zuschauer der TERRA WORTMANN OPEN, die jedes Jahr zur Champions Trophy kommen, erlebten etwas, das sie noch nie gesehen hatten. Als drei gegen zwei auf dem Rasen spielten, spannten Ivanisevic und Medvedev am Netz noch Schirme auf, um die Überzahl wieder auszugleichen. Ein einmaliger Anblick.

Natürlich war es Mansour Bahrami, der die Reihe der Gags anführte. Keiner beherrscht mehr als er. Doch diesmal fand er im Wimbledonsieger von 2001, Goran Ivanisevic, einen kongenialen Partner. Der Kroate, heute Erfolgscoach von Novak Djokovic, griff ebenfalls tief in die Trickkiste. Er ließ den Schiedsrichter um dessen Schuhe fürchten und erkämpfte sich durch das Aufbinden der Schnürsenkel den wohl ungewöhnlichsten Punkt der Turniergeschichte.

Mansour Bahrami dagegen zeigte, dass er mit der Zeit geht. Er filmte seinen Einzug ins Stadion selbst mit dem Handy und versammelte seine Gegner am Netz zum Selfie. An anderer Stelle bekam er wiederum die Veränderungen im Tennis zu spüren. Einer seiner Lieblingsgags ist nicht mehr möglich. Bahrami spielt gern Schmetterbälle der Gegner zurück, während er auf einem Linienrichterstuhl sitzt. Doch diese Stühle gibt es nicht mehr. Sein suchender Blick sagte alles. Im Match-Tie-Break gaben dann beide Doppel noch einmal alles. Vor allem Tommy Haas, Sieger der TERRA WORTMANN OPEN von 2009 und 2012 und lange Jahre Publikumsliebling. Doch selbst der Punkt per unsichtbarem Ballwechsel brachte Bahrami/Haas nicht den Sieg. Den holten nach einem wahren Spektakel Ivanisevic/Medvedev.

Neumann und Kohlschreiber siegen im Mixed-Duell

Bereits am Samstag haben Anastazja Neumann und Philipp Kohlschreiber den ersten Teil der Champions Trophy gegen Andrea Petkovic und Henri Leconte in einem Mixed mit 7:5, 4:6, 10:5 gewonnen. In der OWL ARENA von HalleWestfalen stand aber der Sport nur bedingt im Mittelpunkt, denn die Zuschauer erwarteten vor allem Entertainment. Und das bekamen sie – vor allem von Henri Leconte.

Der Franzose tat das, was die Tennisfans so an ihm schätzen. Er kombinierte seine eleganten Schläge mit Witz und Slapstick. Der Premierensieger des Haller Rasenturniers von 1993 gehört so untrennbar zur Turniergeschichte wie Rekordchampion Roger Federer und Turniermaskottchen Gerry Berry. Und ernsthaft mit ihm Tennis zu spielen ist, na, sagen wir zumindest schwierig. Aber es war schließlich auch notwendig, hier mal andere Saiten aufzuziehen. Mixedpartnerin Andrea Petkovic haderte mit ihrem Aufschlag – kein Problem. Der 59-Jährige erklärte ihr, wie das geht. „Eins, zwei – ausholen, zuschlagen“. Und siehe da, es wurde besser. Die frühere deutsche Topspielerin, die ihre Karriere im 2022 beendet hat, nahm die Ratschläge lachend an. Man kann auch als Neu-Amateur noch was lernen.

Unvergesslich war der Auftritt im grünen Stadion aber vor allem für Lokalmatadorin Anastazja Neumann. Die 23-jährige Regionalligaspielerin vom TC Blau-Weiss Halle spielte „vor der größten Kulisse meiner Karriere“, wie sie sagte. Ihre Nervosität legte sie nach einigen Minuten ab, weil sie Partner Philipp Kohlschreiber souverän führte. Der Sieger der TERRA WORTMANN OPEN von 2011 ließ häufig seine alte Klasse aufblitzen. Vor allem mit seiner berühmten einhändigen Rückhand die Linie entlang. Auch Kohlschreiber ist seit 2022 im Tennisruhestand, nach mehr als 20 Jahren Profitennis.

Manchmal erhielt er jedoch trotz all seiner Erfahrung Anweisungen von Henri Leconte, ein wenig langsamer mit den Damen zu spielen. Der frühere French-Open-Finalist Leconte selbst nahm Anweisungen ungern entgegen. Wann immer ihm Petkovic mitteilte, dass dies sein Ball sein, entgegnete er, dass er das doch wisse. Am meisten kommunizierte der Linkshänder aus Lillers mit seinen Fans im weiten Rund. Er dirigierte die Beifallsbekundungen genauso wie die Mitleidsrufe nach Fehlern. Er diskutierte über seinen Ballwurf mit den Hobbycoaches auf der Tribüne. Er fragte einfach mal nach, wie es dem einen oder anderen Zuschauer denn so geht. Und oft genug auf Deutsch, was Leconte durchaus beherrscht. Als Andenken an seinen Besuch nimmt er einen blauen Fleck auf der Wade mit, denn Anastazja Neumann erwischte ihn mit einem Ball kurz vor Schluss. Tröstende Umarmung inklusive.

Fotos: TERRA WORTMANN OPEN

Die Idee, ein solches Turnier zu veranstalten, war schon großartig

Turnier
Premieren-Sieger Henri Leconte spielte bei der Champions Trophy zum 30. Turniergeburtstag an der Seite von Andrea Petkovic.

HalleWestfalen. Wenn Henri Leconte an die Gründerzeit des ATP-Wettbewerbs in HalleWestfalen zurückdenkt, kann er nur mit dem Kopf schütteln. Und zwar aus Respekt: „Die Idee, ein solches Turnier zu veranstalten, war schon großartig“, sagt der französische Tennis-Schelm. „Aber wie diese Idee dann mit Leben gefüllt wurde, das ist absolut beispiellos.“ Leconte macht eine symbolisch tiefe Verbeugung vor den Pionieren, vor Gerhard Weber, Ralf Weber und Udo Hardieck: „Sie waren positiv Verrückte. So eine Leistung gibt es kaum ein zweites Mal im Tennis.“

Der Spaßvogel und begnadete Entertainer, der ganze Stadien mühelos zu unterhalten weiß, machte im ersten Jahr der TERRA WORTMANN OPEN, im Juni 1993, dann aber so richtig ernst. Keiner konnte den heute 59-jährigen Gallier bremsen, nach dem Finalsieg gegen den Ukrainer Andrei Medvedev reckte Leconte den Pokal in die Höhe. Regengeplagt war die Debütausgabe der Rasen-Festspiele, auch Leconte erinnert sich noch gut daran: „Wir mussten warten, warten, warten. Aber wir kannten das aus Wimbledon.“

Als er ein Jahr später nach HalleWestfalen zurückkam, war er so erstaunt wie die meisten Weggefährten im Tennistross: „Plötzlich war das Dach über dem Centre Court da. Und ein Hotel, von dem man zu Fuß rübergehen konnte zu den Plätzen. Fantastisch.“ Den Titel konnte der Franzose, den die FAZ einmal den „Filou mit dem Klappmesseraufschlag“ nannte, allerdings nicht verteidigen, im Viertelfinale war gegen Michael Stich Endstation. Der Sieg 1993, bei den damaligen Gerry Weber Open, war überhaupt sein letzter im Tourcircuit.

Leconte gehört inzwischen wie selbstverständlich zur Familie in HalleWestfalen, wann immer er nach Ostwestfalen zu Showmatches zurückkehrt, fühlt er sich zuhause bei Freunden und guten Bekannten: „Es ist jedes Mal ein großer Spaß, reines Vergnügen.“ Überhaupt genießt er seine Zeit als reifer Entertainer auf den Courts, so wie am Samstag bei der Champions Trophy an der Seite von Andrea Petkovic: „Früher hattest du diesen riesigen Druck, diese unheimlichen Hoffnungen der Fans auf den Schultern“, sagt er, „heute ist alles so locker, total gelöst.“

Um mangelnden Applaus muss er sich weniger denn je sorgen, in HalleWestfalen bei den TERRA WORTMANN OPEN wie anderswo ist er bei seinen Auftritten zuverlässig der Publikumsliebling: „Es ist schön, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können. Das ist wichtiger als die meisten Siege.“ Ohnehin findet Leconte, der am 4. Juli seinen tatsächlich 60. Geburtstag feiert, „dass das Tennis mehr bunte Vögel braucht.“ Noch mal jung sein möchte der Franzose nicht: „Ich habe in der besten Zeit gespielt, die man sich nur vorstellen kann.“

Foto: TERRA WORTMANN OPEN/Mathias Schulz