Berlin. Immer mehr Menschen leben in der Stadt. Zu den bislang ungelösten Problemen der weiteren Urbanisierung gehört es, den Bedarf an Wohnraum für eine wachsende Welt- und Stadt-Bevölkerung möglichst nachhaltig zu decken, das heißt menschen- und umweltgerecht zugleich. Holz kann beides, als Werk- und Baustoff eine steigende Nachfrage nach Wohnraum bedienen und maßgeblich zum globalen Klimaschutz beitragen, wie der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) anlässlich des am 31. Oktober bevorstehenden Weltstädtetages der Vereinten Nationen erklärt.

Laut Schätzungen der Weltbank leben heute rund 56 Prozent der Weltbevölkerung oder 4,4 Milliarden Menschen in Städten – ein Anteil, der laut Prognosen der Vereinten Nationen bis 2050 auf knapp 70 Prozent steigt. Angesichts des weiteren Bevölkerungswachstums gerade in den Städten müssen wir die Ballungszentren weltweit neu denken. Denn schon heute sind Milliarden Menschen weltweit von prekären, beengten Wohnverhältnissen und der Aufheizung der Städte betroffen, sei es in europäischen Metropolen, aber besonders auch in den Megacities des globalen Südens. „Wir brauchen mehr Grün in den Städten und hierzu kann die immer noch unterschätzte urbane Waldwirtschaft einiges beitragen. Zu Recht betont die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) das wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenzial von Stadt-Wäldern von der Kühlung aufgeheizter Städte über das Filtern von Luft und Wasser bis zur Bereitstellung von Lebensmitteln und Holz”, erklärt HDH-Präsident Johannes Schwörer.

Schwörer: Endlich ins Handeln kommen

Heute heranwachsende, junge Wälder binden große Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids und sind die Kohlenstoffspeicher für den Holzbau künftiger Generationen. „Zugleich müssen wir heute das globale Angebot an Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern für umweltfreundlichen Städte- und Wohnungsbau nutzen. Dabei stellen sich in Deutschland und anderen europäischen Ländern naturgemäß teils andere Aufgaben als in den Megacities des globalen Südens”, erklärt Schwörer. In Deutschland bietet der Holzbau nicht nur im Neubau, sondern auch bei der Sanierung einzelner Gebäude und Nachverdichtung von Quartieren, so durch Aufstockung bestehender Gebäude, große Möglichkeiten. Kohlenstoff speichernde Gesamtkonzepte wie z.B. die geplante Stockholm Wood City zeigen, wie der Holzbau auch im großen Stil zum Zuge kommen kann. „Holz als nachwachsender und atmungsaktiver Werkstoff kann das Stadtbild der Zukunft transformieren und prägt Leben und Wohnen für viele schon heute positiv”, erklärt Schwörer und mahnt: „Angesichts der bestechenden Vorteile des Holzbaus einerseits und der Bedrohung durch die Erderhitzung andererseits müssen wir endlich ins Handeln kommen, so in Deutschland durch den Abbau überflüssiger Vorschriften, die den Holzbau hemmen!”

Eigenheim – Mehrgenerationenhaus – Holzbau-Stadtviertel

Der Holzbau beweist in unzähligen Projekten, vom Eigenheim bis zum Mehrgenerationenhaus, seine Wirkung. Das Klimaschutzpotenzial einer entschlossenen Holzbau-Strategie verdeutlichen auch wissenschaftliche Untersuchungen: Laut der aktuellen Studie „Land use change and carbon emissions of a transformation to timber cities“, an der u.a. Prof. Galina Churkina von der TU Berlin maßgeblich beteiligt war, kann das Bauen mit Holz bis zum Jahr 2100 mehr als 100 Milliarden Tonnen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid einsparen. Das entspricht laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) etwa 10 Prozent des verbleibenden Kohlenstoffbudgets zur Erreichung des 2°C-Klima-Limits beim Klimaschutz.

Waldmehrung und Holzernte: Genug Rohstoff vorhanden

Während im globalen Maßstab nicht zuletzt eben auch Wiederaufforstung von degradierten Flächen in mehrfacher Hinsicht positive Früchte für Umwelt und Menschen trägt, kann Deutschland schon heute bundesweit auf ein großes Holzangebot zur Nutzung im Holzbau für wachsende Städte zurückgreifen. Rohstoff ist reichlich vorhanden. „Würde man die Holzbauquote bei Ein- und Zweifamilienhäusern verdoppeln und bei Mehrfamilienhäusern verdreifachen, würde das laut einer Studie der Ruhr-Universität in Bochum einen Mehrbedarf an Rohholz von bundesweit knapp vier Millionen Kubikmeter mit sich bringen. Zum Vergleich: Allein Deutschlands Exporte an Nadelholz erreichten im Jahr 2021 rund 19 Millionen Kubikmeter, also fast das Fünffache. „Wir haben sehr viel Luft nach oben, was die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz aus regionalen Quellen in Deutschland angeht”, unterstreicht Schwörer. Hinzu kommt, dass der notwendige Umbau der deutschen Wälder hin zu klimaresilienten Ökosystemen voraussichtlich zu einem hohen Aufkommen an Holz führen wird.

Foto: DERIX-Gruppe/Peter Leenders