Rund 90.000 Menschen in Deutschland sind auf ein Nierenersatzverfahren angewiesen. Dank der Dialyse können diese Patienten überleben, derweil viele auf eine Nierentransplantation hoffen; die Wartezeit liegt bei durchschnittlich sechs bis acht Jahren. „Der Erhalt der Lebensqualität ist für die Betroffenen sehr wichtig“, weiß Professor Dr. med. Dieter Bach, KfH-Vorstandsvorsitzender. Hier können Heimdialyseverfahren einen großen Beitrag leisten.

Neu-Isenburg, 14.12.2020. Heimdialyseverfahren erleichtern vielen chronisch nierenkranken Menschen das Leben mit ihrer Krankheit: Sie bieten in der Regel deutlich mehr zeitliche Flexibilität, ermöglichen häufig die Beibehaltung der Berufstätigkeit und tragen insgesamt zu mehr Lebensqualität bei. „Die Resonanz unserer Patienten, die sich für die Dialyse in den eigenen vier Wänden entschieden haben, ist ausnahmslos positiv“, berichtet Dr. med. Benno Kitsche, Beauftragter des Vorstands zur Weiterentwicklung und Förderung der Heimdialyse im KfH. „Es gibt zwei Blutreinigungsverfahren. Beide werden auch in der Heimdialyse angewandt: die Peritonealdialyse, bei der die Stoffwechselendprodukte mit Hilfe der natürlichen Filterfunktion des Bauchfells entfernt werden, und die Blutreinigung mit Hilfe eines künstlichen Filters und einer Maschine, die Hämodialyse“, erklärt Kitsche.

50/37: Ein halbes Jahrhundert Hämodialyse, davon 37 Jahre zu Hause

Ein außergewöhnliches Beispiel ist der 64jährige Thomas Lehn (siehe beigefügtes Interview), der im Herbst seine Feier zu „50 Jahre Dialyse“ wegen der Corona-Pandemie absagen musste: Lehn lebt seit einem halben Jahrhundert mit der Hämodialyse, davon 37 Jahre mit der Heimhämodialyse. Von Geburt an nierenkrank, erhielt er am 20. August 1970 in Heidelberg im Alter von 14 Jahren seine erste Hämodialyse. Er gehörte zu den ersten Kindern in Deutschland, die so behandelt wurden. Trotz der schwierigen ersten Jahre seines Lebens, besuchte er die Schule, erlernte später den Beruf des EDV-Kaufmanns und wurde als Programmierer im Rechenzentrum des Landes Rheinland-Pfalz angestellt. Seit 1984 ist er verheiratet und seine Frau unterstützt ihn bei der Dialyse zu Hause. Seit Jahren bietet Lehn anderen Patienten Hilfe an. Er hält Vorträge zur Dialyse und Shuntpflege und arbeitet seit Jahrzehnten in der Nierenselbsthilfe mit. Für sein Engagement erhielt er 2019 das Bundesverdienstkreuz. „Es ist beeindruckend, wie Herr Lehn sich von Beginn an mit seiner Behandlung auseinandergesetzt hat und sein Wissen bis heute gerne auch an jüngere Patienten weitergibt“, sagt sein behandelnder Arzt Dr. med. Patrick Harloff, leitender Arzt des KfH-Nierenzentrums Mainz, wo er seit 1983 behandelt wird.

Neues Informationsangebot: KfH-Patiententelefon zur Dialyse zu Hause

Wer sich zur Heimdialyse näher informieren möchte, kann ab sofort direkt per Telefon mit den KfH-Experten persönlich unter der Telefonnummer 06102 – 719 22 92 von Montag bis Freitag von 13.00 bis 15.00 Uhr Kontakt aufnehmen oder per E-Mail unter dialyse-zu-hause@kfh.de. Auch die Internetseite heimdialyse.kfh.de richtet sich an nierenkranke Menschen, die vor der Wahl eines für sie geeigneten lebensnotwendigen Dialyseverfahrens stehen. Die unterschiedlichen Heimdialyseverfahren werden erklärt und wichtige Fragen z. B. zu Beruf, Familie, Freizeit und Ernährung beantwortet. Persönliche Erfahrungsberichte von KfH-Heimdialyse-Patienten bieten Einblicke in den Alltag mit Heimdialyse.