Für eine Studie zur Verbreitung einer COVID-19-Infektion sucht das Universitätsklinikum Freiburg 500 Kinder von ein bis zehn Jahren mit jeweils einem Elternteil / Untersucht werden soll, wie viele Kinder infiziert sind oder nach Viruskontakt Abwehrstoffe.

Welche Rolle spielen Kinder bei der Verbreitung des Corona-Virus? Um diese Frage zu klären, führt das Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit anderen baden-württembergischen Universitätsklinika eine multizentrische Studie durch. Landesweit sollen Probandinnen aus rund 2.000 Haushalten eingeschlossen werden, davon 500 in Freiburg. Als Studienteilnehmerinnen werden jeweils ein Kind im Alter von ein bis zehn Jahren und ein Elternteil gesucht. Interessierte finden ab sofort weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit auf der Website www.corona-kinderstudie.de

Die Wissenschaftler*innen untersuchen anhand von Blutproben und Rachenabstrichen, wie viele Kinder und deren Eltern aktuell infiziert sind oder nachweislich Kontakt zum Corona-Virus hatten. Die Studie kam auf Anregung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zustande und wird aus Mitteln des Landes finanziert.

„Diese Studie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eng Politik und Wissenschaft im Kampf gegen das Corona-Virus zusammenarbeiten. Ich freue mich über die Schnelligkeit, mit der die vier Universitätsklinika in Baden-Württemberg die Initiative von Ministerpräsident Winfried Kretschmann aufgenommen und umgesetzt haben. Das ist beeindruckend und zeigt die Schlagkraft unserer Universitätsmedizin“, sagte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg Theresia Bauer. „Bei allen Einschränkungen an persönlichen Freiheiten, die wir der Bevölkerung zumuten müssen, sind Kinder die Hauptbetroffenen. Wir nehmen ihnen die Kita, die Schule, den Zugang zu ihren Freunden. Deshalb ist es eminent wichtig, mehr darüber zu wissen, ob die Schließungen überhaupt epidemiologisch gerechtfertigt sind“, so die Ministerin.

„Es mehren sich die Hinweise, dass Kinder von einer Infektion mit dem Corona-Virus anders betroffen sind als Erwachsene. Wir wollen mit unserer Studie dazu beitragen, dass künftige Entscheidungen die besondere Situation der Kinder berücksichtigen können“, sagt Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion für Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.

Unterschiede durch Wohnsituation oder Art der Betreuung?

Die Forscher*innen erwarten unter anderem Hinweise darauf, ob es Unterschiede in der Infektionsrate gibt, inwieweit sich Kinder und ihre Eltern gegenseitig mit dem Virus anstecken und inwiefern Wohnsituation und Beruf der Eltern hierbei eine Rolle spielen. Besonders wichtig ist ein möglicher Unterschied bei Kindern, welche in Notbetreuungen weiterhin mit anderen Kindern Kontakt haben gegenüber Kindern, welche ausschließlich in der Kernfamilie leben. Planung, Durchführung und Auswertung erfolgen gemeinsam an allen Studienstandorten.

Schwere Erkrankungsverläufe mit COVID-19 bei Kindern sind nach vorliegenden Daten aus verschiedenen Ländern selten. Bisher veröffentlichte Studien zeigten, dass Kinder mit COVID-19-Infektion häufig keine Symptome wie Husten, Fieber und Durchfall haben oder dass diese Symptomatik nur mild ausgeprägt ist. Eine kürzlich veröffentlichte bevölkerungsbasierte Studie aus Island berichtete, dass Kinder unter zehn Jahren deutlich seltener infiziert waren als Jugendliche und Erwachsene. Allerdings gibt es aus China auch Berichte, dass Kinder vergleichbar häufig infiziert, aber seltener krank werden. Nun soll herausgefunden werden, wie sich das in Baden-Württemberg verhält.

Wie läuft die Studienteilnahme ab?

Es werden Studienteilnehmerinnen aus Baden-Württemberg in die Studie eingeschlossen. Kind und Elternteil müssen im selben Haushalt leben. Die Teilnehmerinnen beantworten einen Fragebogen unter anderem zur familiären, beruflichen und Wohn-Situation sowie zu Gesundheitszustand, Betreuung in Kitas, Kindergärten und Schulen. In einem eigens dafür eingerichteten Testzentrum werden von Kind und begleitendem Elternteil je ein Nasen-/Rachenabstrich und eine Blutprobe entnommen. Auf Wunsch kann das Kind vorab ein Pflaster erhalten, das die Haut an der Stelle betäubt. Die Abstriche dienen zum Nachweis von SARS-CoV-2-Erregern, während die Blutproben auf Antikörper gegen das Virus untersucht werden. Das Ergebnis wird den Teilnehmer*innen im Nachgang mitgeteilt.

Die Untersuchungen haben keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Studienteilnehmerinnen und es findet keine Nachbeobachtung statt. Insgesamt beträgt der studienbedingte Zeitaufwand für die Teilnehmerinnen etwa 30 Minuten plus individuelle Anfahrt.

www.corona-kinderstudie.de