Heute (31.03.2020) endet die Förderung für Privatpersonen durch das Land NRW, die sich ein E-Lastenfahrrad anschaffen möchten. Angesichts der großen Bedeutung, die das Lastenrad insgesamt und momentan bei der Nachbarschaftshilfe spielt, bedauert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in NRW diese Entscheidung und fordert eine Neuauflage des Programms. Im Herbst 2018 hatte die Landesregierung im Rahmen des Förderprogramms des Wirtschaftsministeriums für E-Mobilität „progres.nrw” den finanziellen Zuschuss ins Leben gerufen.

Der ADFC NRW fordert, dass im Zuge des geplanten Fahrradgesetzes für NRW eine Neuauflage bzw. Weiterführung der Lastenradförderung für Privatpersonen durch das Land NRW umgesetzt werden sollte. Nicht nur wie bisher in stark schadstoffbelasteten Städten bzw. Städten mit NO2-Grenzwertüberschreitung, sondern landesweit – da die NRW-Städte nur sehr zögerlich mit eigenen Förderungsangeboten nachziehen. Kommunale Fördermöglichkeiten für Privatpersonen gibt es in NRW bisher nur in Aachen, Bocholt, Emsdetten, Köln und Münster.

Gerade in der aktuellen Corona-Krisensituation wird die Relevanz und das Potential des Fahrrads als schnelles und flexibles Verkehrsmittel deutlich. Die Bedeutung von Lastenrädern ist gestiegen, da diese momentan verstärkt in der Nachbarschaftshilfe zum Transport von großen Einkaufsmengen zum Einsatz kommen. Ob Wocheneinkauf, der Gang zur Apotheke oder andere Botengänge – mit Lastenrädern können freiwillige Helfer*innen Wege umweltfreundlich zurücklegen und große Mengen transportieren.

Das Wirtschaftsministerium hat die Entscheidung des Stopps der Förderung von E-Lastenrädern für Privatpersonen in NRW nicht aufgrund haushälterischer Gründe beschlossen, sondern damit, dass „das Lastenrad als Transportmittel in der Mitte der Gesellschaft angekommen und eine Anreizwirkung durch eine Förderung nicht mehr notwendig“ sei. Weiter heißt es, dass aufgrund der “sehr viel geringeren Anschaffungs- und Unterhaltskosten ein Lastenrad ohnehin wirtschaftlicher als ein Auto” sei.

Die Feststellung, dass ein Lastenrad wirtschaftlicher ist als ein Auto, ist durchaus zu begrüßen. In der “Mitte der Gesellschaft” ist das Lastenrad aber aus Sicht des ADFC bei weitem noch nicht angekommen. Schließlich stehen den ca. 2175 geförderten Lastenrädern (im Jahr 2019) in NRW-Städten mit NO2-Grenzwertüberschreitung (ca. 7,3 Millionen Einwohner*innen) ca. 3,1 Millionen privat genutzte Autos gegenüber.

Das Ziel der Landesregierung NRW sollte weiterhin sein, durch eine veränderte Mobilität das Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu unterstützen und die Lebensqualität in den Städten zu verbessern. Mit dem Ende der Förderung von E-Lastenrädern für Privatpersonen wird ein wichtiger Anreiz für zukunftsfähige Mobilität abgeschafft.

Über den ADFC NRW
Der ADFC NRW e.V. ist mit mehr 45.000 Mitgliedern der größte Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. In knapp 40 Kreisverbänden und 100 Ortsgruppen sind wir vor Ort aktiv. Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik ein, fahren gemeinsam Touren und beraten in allen Fragen rund um das Fahrrad. Als Landesverband werben wir in Politik, Ministerien und Verbänden für eine Verkehrspolitik, die die Potentiale des Fahrrads ausschöpft. Dabei steht die Entwicklung einer umfassenden Radverkehrsinfrastruktur im Mittelpunkt: ein einheitliches Radverkehrssystem für Alltags-, Freizeit- und Urlaubsradfahrer*innen mit hohen Qualitätsstandards und guten Serviceeinrichtungen.